Ecdysterone

Ecdysterone im Fitness Lexikon erklärt

Christian Engel
Autor: Christian Engel
Liz. Coach für Training und Ernährung
aktualisiert am: 14.06.2021

Ecdysterone im Fitness Lexikon erklärt!

Ecdysteron – chemisch auch als 20-Hydroxyecdyson bezeichnet – ist ein Hormon, das der Gruppe der Ecdysteroide angehört. Genauer genommen handelt es sich bei Ecdysteron um ein Steroidhormon (C27-Steroid), das vom Cholesterol (Cholesterin) abgeleitet wird. Eine der Hauptaufgaben von Ecdysteron ist, Krebse, Spinnen und Insekten bei deren Häutung zu unterstützen. Außerdem ist der Wirkstoff in zahlreichen Pflanzen enthalten, um sich gegen Fressfeinde wehren und schützen zu können. Dass der Wirkstoff auch in bestimmten Tieren vorkommt, ist einerseits auf den verstärkten Verzehr von Pflanzen oder auf einen möglichen Parasitenbefall zurückzuführen, die Ecdysteron enthalten. Gerade im Bodybuilding rückt Ecdysteron als Nahrungsergänzungsmittel immer mehr in den Mittelpunkt, weil der Wirkstoff eine anabole Wirkung haben soll.

 

Ecdysterone

Was ist Ecdysteron?

Ecdysteron gewinnt im Bodybuilding und Fitnesstraining immer mehr Aufmerksamkeit. Das Phytosteroid Ecdysteron, das sowohl in Pflanzen als auch in Kleinstlebewesen vorkommt, soll laut einer Studie die Leistung von Sportlern steigern können. Außerdem wird dem Wirkstoff Ecdysteron eine anabole Wirkung zugeschrieben, die mit chemischen Steroiden vergleichbar sein soll.

Einer der wichtigsten Lieferanten von Ecdysteron ist Spinat. Spinat zählt zu den gesündesten Nahrungsmitteln, auch wenn viele Menschen das grüne Blattgemüse gar nicht mögen. Spinat enthält zum Beispiel sehr viel Eisen – ein für Sportler unverzichtbares Spurenelement, das zu einer besseren Zellatmung und einem optimalen Energiestoffwechsel beitragen kann. Außerdem kann Eisen die Neubildung von Zellen verbessern, weshalb es in keiner Fitnessernährung fehlen darf.

Wer das grüne Blattgemüse regelmäßig konsumiert, versorgt sich nicht nur mit Eisen, sondern auch mit vielen wertvollen Mineralstoffen, Vitaminen und einer großer Portion Eiweiß. Dass Spinat jetzt auch leistungssteigernd wirken soll, klingt überraschend. Die leistungssteigernde Wirkung ist jedoch nicht auf Spinat, sondern auf den in Spinat-Extrakt enthaltenen Wirkstoff Ecdysteron zurückzuführen, der im reinen Blattspinat nur in Spuren vorkommt. Außerdem ist Ecdysteron in weiteren pflanzlichen Lebensmitteln enthalten. Hierzu zählen beispielsweise:

  • Spargel
  • Yamswurzeln
  • Quinoa
  • weiße Champignons

Kleinstlebewesen dient Ecdysteron in erster Linie als unterstützendes Mittel, um sich beispielsweise besser häuten zu können. Die Tiere nutzen den Wirkstoff Ecdysteron jedoch auch, um das Wachstum anregen zu können.

Ob dieser Effekt auch auf den Menschen übertragbar ist und inwiefern Ecdysteron zu einer besseren Leistungsfähigkeit und womöglich auch zu einem besseren Muskelaufbau beitragen kann, sollte eine internationale Studie klären, die an der Freien Universität Berlin mit Unterstützung der Welt-Anti-Doping-Agentur (WADA) durchgeführt wurde.

Ecdysteron im Sport: Leistungssteigerung durch Spinat?

Im Rahmen eines Forschungsprojektes und mit Unterstützung der Welt-Anti-Doping-Agentur wollten Wissenschaftler der Freien Universität Berlin in einer internationalen Studie herausfinden, ob und wie das im Blattspinat enthaltene Phytosteroid Ecdysteron zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit beitragen kann.1

Gemäß der Meinung der Wissenschaftler soll sich Ecdysteron vor allem auf die Muskelzellen positiv auswirken können. Ein Vorteil, der Bodybuildern und Kraftsportlern besonders zugutekommen könnte.

Die Entdeckung von Ecdysteron ist jedoch nicht neu. Vor vielen Jahren machte man den Wirkstoff für den Erfolg russischer Athleten verantwortlich, die in den Achtzigerjahren an den Olympischen Spielen teilgenommen hatten. Immer wieder sprach man in dieser Zeit vom sogenannten „russischen Geheimnis“.

An der Doppelblind-Studie der Freien Universität Berlin hatten insgesamt 46 Probanden teilgenommen. Die Teilnehmer wurden dabei in zwei Gruppen aufgeteilt, wobei einer Gruppe ein Placebo verabreicht wurde, während die andere Gruppe den Wirkstoff Ecdysteron bekam.

Um herauszufinden, ob Ecdysteron die körperliche Leistungsfähigkeit beeinflussen könnte, wurde die Doppelblind-Studie zehn Wochen lang durchgeführt. Um ein messbares Ergebnis zu erhalten, wurden nicht nur die Kraft, sondern auch der Muskelumfang der Teilnehmer gemessen.

In der zehnwöchigen Doppelblind-Studie wurden in erster Linie zwei Disziplinen getestet. Einerseits sollten sich die Probanden beim Bankdrücken und andererseits im Kniebeugen versuchen. Am Ende der zehn Wochen langen Doppelblind-Studie wurde das Ergebnis ausgewertet. Es war eindeutig: Die Probanden, die zehn Wochen lang den Wirkstoff Ecdysteron einnahmen, konnten wesentlich mehr Gewicht im Bankdrücken bewältigen und schnitten auch im Kniebeugen etwas besser ab.

Verglichen mit der Placebo-Gruppe konnte das Phytosteroid Ecdysteron zu einer Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit beitragen. Die Teilnehmer der Ecdysteron-Gruppe konnten außerdem ihren Muskelumfang verbessern. Vermutlich soll der Wirkstoff Ecdysteron auch wacher machen und zu einer besseren Regeneration beitragen können, heißt es.

Die Professorin Maria Parr war von dem Ergebnis der Doppelblind-Studie überrascht. Für die Wirkung der Substanz Ecdysteron soll der Estrogen-Rezeptor beta verantwortlich sein.

Anscheinend soll Ecdysteron sowohl in Tierversuchen als auch in vitro genauso stark auf die Muskelzellen einwirken können wie das anabole Steroid Metandienon. Allerdings mit dem Unterschied, dass das Phytosteroid Ecdysteron offenbar keine Nebenwirkungen verursachen soll.

Ecdysteron zur Leistungssteigerung: Wie viel Spinat ist nötig?

Spinat kann also laut der Studie durchaus zur Steigerung der körperlichen Leistungsfähigkeit beitragen. Da verwundert es nicht, dass das grüne Blattgemüse jetzt öfters auf dem Teller von Sportlern landen wird. Doch wie viel Ecdysteron ist überhaupt notwendig, um einen positiven Effekt beim Training herbeiführen zu können?

In der Doppelblind-Studie der Freien Universität Berlin haben die Teilnehmer jeden Tag bis zu 800 Milligramm Ecdysteron in Form von Kapseln eingenommen. Die geringste Dosis an Ecdysteron würde in etwa einer Menge von zwei bis vier Kilogramm Blattspinat entsprechen – je nachdem, für welche Sorte man sich entscheidet. Anderen Studienteilnehmern hatte man den Wirkstoff in einer höheren Dosierung gegeben.

Diese Menge würde – laut der Professorin Maria Parr – etwa 16 Kilogramm Spinat entsprechen. Eine riesige Menge, die sich vermutlich niemand täglich einverleiben möchte. Außerdem ist der gesundheitliche Nutzen einer solch großen Menge Spinat etwas zweifelhaft. Spinat enthält nämlich Nitrat, das in Verdacht steht, Krebs begünstigen zu können, sofern es in großen Mengen konsumiert wird. Ecdysteron hat jedoch nichts mit dem Spinat gemein, weil der Wirkstoff nur in Spuren im Blattspinat vorkommt und aus dem Spinat-Extrakt extrahiert wird.

Dennoch ist das Ergebnis der Doppelblind-Studie gerade für Sportler interessant, die ihre

  • körperliche Leistungsfähigkeit steigern,
  • mehr Muskeln aufbauen und
  • mehr Kraft entwickeln

wollen. Immerhin hat der im Spinat-Extrakt enthaltene Wirkstoff Ecdysteron in der angegebenen Studie die Leistungsfähigkeit steigern und den Muskelumfang verbessern können. Ecdysteron soll eine mit Anabolika vergleichbare Wirkung haben, wobei das Phytosteroid im Gegensatz zu chemisch hergestellten Steroiden ohne Nebenwirkungen auskommen soll.

Steht Ecdysteron auf der Dopingliste?

Ecdysteron ist heute bereits in vielen Nahrungsergänzungsmitteln enthalten. Doch bislang stehen weder Ecdysteron noch Spinat auf der Dopingliste, weil es sich bei Ecdysteron um einen in der Natur natürlich vorkommenden Wirkstoff handelt, der nicht nur in Kleinstlebewesen, sondern auch in Pflanzen vorkommt.

Ecdysteron aus Blattspinat ist längst nicht der einzige Wirkstoff, dem eine leistungssteigernde Wirkung zugesprochen wird. Es gibt noch andere pflanzliche Substanzen, die sich auf die körperliche Leistungsfähigkeit positiv auswirken können. Hierzu zählen zum Beispiel:

  • Tribulus terrestris
  • Rosenwurz (Rhodiola rosea)
  • Maca
  • Guarana
  • Ashwagandha

Doch auch wenn die Doppelblind-Studie der Freien Universität Berlin positiv ausgefallen ist, sind sicherlich noch weitere Studien notwendig, um die Wirkungsweise von Ecdysteron auf den Körper eindeutig bekräftigen zu können. Auch bleibt abzuwarten, ob Ecdysteron auf die Dopingliste gehört oder nicht. Wenn ja, müsste man Spinat theoretisch ebenfalls auf die Dopingliste setzen, was jedoch mehr als unwahrscheinlich wäre.

Fazit

Gerade für Sportler ist die Studie, dass Ecdysteron zur Verbesserung der körperlichen Leistungsfähigkeit und des Muskelaufbaus beitragen kann, eine große Überraschung. Vor allem, wenn man ein Verfechter des sauberen Sports ist und auf anabole Steroide verzichten möchte. In der internationalen Studie der Freien Universität Berlin hatte die Einnahme von Ecdysteron zu einer Verbesserung der Leistungsfähigkeit beitragen, was sich wiederum positiv auf den Muskelaufbau auswirken kann. Im Gegensatz zu chemisch hergestellten Anabolika handelt es sich bei Ecdysteron um ein aus Spinat gewonnenes Phytosteroid, dessen Wirkung noch durch weitere Studien belegt werden muss.

Quelle:

https://www.researchgate.net/publication/333322619_Ecdysteroids_as_non-conventional_anabolic_agent_performance_enhancement_by_ecdysterone_supplementation_in_humans